Die Inflationssorgen dürften sich aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe nicht so schnell zerstreuen wie gedacht, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Asset Manager Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar. Die Federal Funds Rate könnte im Jahr 2023 oder 2024 auf 2,75 Prozent und mehr klettern – und damit weit über den Markterwartungen liegen, meint der Experte.
Dowding und sein Team bezweifeln, dass sich die Inflationssorgen aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe aus China schnell zerstreuen werden. Folglich werde die Inflation Ende dieses Jahres wahrscheinlich deutlich über dem Zielwert liegen. Dowding: „Ungeachtet einer Straffung der Geldpolitik im Jahr 2022 gehen wir davon aus, dass die Haltung der Fed in zwölf Monaten zwar weniger akkommodierend, aber nicht restriktiv sein wird. Daher dürften unserer Einschätzung nach 2023 weitere Zinserhöhungen erforderlich sein und unsere Ansichten hinsichtlich einer Straffung der Geldpolitik weichen damit stärker von den Erwartungen der Märkte ab.“
Schon im laufenden Jahr könnte die Lohninflation ein heißes Thema sein. In diesem Zusammenhang ließ vergangene Woche die Nachricht aus dem Vereinigten Königreich aufhorchen, dass den Müllfahrern im Süden Englands eine Lohnerhöhung von 20 Prozent über die nächsten zwei Jahre zugestanden worden ist
Derweil stellen auch andere Gewerkschaften fest, dass ihre Mitglieder im vergangenen Jahr Reallohneinbußen hinnehmen mussten. Das Gefühl dürfte nicht trügen, dass es in den nächsten Monaten zu Arbeitskampfmaßnahmen kommen könnte, um stattliche Lohnerhöhungen durchzusetzen, was durch einen relativ engen Arbeitsmarkt begünstigt werde. Dowding: „Unternehmen wiederum, mit denen wir sprechen, geben zu Protokoll, dass trotz der bescheidenen Preiserhöhungen im Jahr 2021 die Inputkosten viel schneller gestiegen sind als die Einzelhandelspreise. Es nimmt daher nicht wunder, dass der Erzeugerpreisindex in Deutschland in dieser Woche bei satten 24,2 Prozent lag.
Preiserhöhungen ließen sich im Jahr 2021 noch ohne Marktanteilsverluste durchsetzen, wie wir aus den Unternehmen erfahren. Doch jetzt hören wir von Plänen, die Verbraucherpreise im Jahr 2022 weiter anzuheben, um die Margen zu schützen. In einer Marktlage, in der die Gesamtnachfrage das Gesamtangebot in vielen Sektoren übersteigt, brauchen die Unternehmen den Wettbewerb derzeit nicht zu fürchten – sie wissen, dass es keine Kapazitätsreserven zur Deckung der Nachfrage gibt.“
Laut Dowding sind Preiserhöhungen für viele Unternehmen derzeit daher alles andere als eine riskante Strategie. Wenn die Verbraucher die Produkte und Dienstleistungen dringend brauchen, lassen sich saftige Aufschläge locker weitergeben. „Es kommt sicher nicht von ungefähr, dass der Tottenham Hotspur Football Club die Ticketpreise in seinem Stadion bereits zum zweiten Mal in dieser Saison nachgeschärft hat. Besser wären allerdings Zuwächse bei den Punktgewinnen in der Tabelle…“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende September 2021 mehr als 80 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.