Bräunig geht jedoch davon aus, dass bis zum Herbst 2020 alle Banken und Sparkassen in der Lage sein werden, den Negativzins an Endkunden weiterzugeben. Das würde bedeuten: Wer sich Geld für eine Baufinanzierung leiht, zahlt am Ende des Darlehensvertrages weniger zurück, als er am Anfang aufgenommen hat.
Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein Privatkunden, hat allerdings Zweifel an dieser Prognose: „Die IT-Systemlandschaft der Banken ist teilweise extrem veraltet und für eine Umstellung auf Negativzinsen sind hohe Investitionsaufwände nötig. Dass alle Banken und Sparkassen bis Ende 2020 in der Lage sein werden, Minuszinsen abzubilden, bezweifle ich daher stark.“ Neumann vermutet hinter der Äußerung Bräunigs zudem eine ganz pragmatische Motivation: „Da die KfW ihre Mittel nicht direkt an Endkunden vergibt, ist sie auf die technische Abbildbarkeit ihrer Produkte in den Banksystemen angewiesen. Die Prognose und das Zeitfenster – ,in einem Jahr‘ – wurden meiner Meinung nach bewusst platziert, um den Druck auf die Banken zu erhöhen, die von der KfW avisierten negativen Zinsen auch ihren Privatkunden weiterzugeben.“
Bereits seit dem 7. Mai 2019 bewegt sich die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe unterhalb von null Prozent. Zwar pendelt sie seit ihrem absoluten Tiefstand von minus 0,72 Prozent im August wieder auf einem marginal höheren Niveau, eine dauerhafte Aufwärtsbewegung ist allerdings nicht abzusehen. Auch der Bestzins für zehnjährige Hypothekendarlehen verharrt seit mehreren Wochen auf einem Tiefstand von 0,46 Prozent. „Solange es keine umfassende und positive Lösung im Handelsstreit und Klarheit bezüglich des Brexits gibt, werden diese Unsicherheiten die konjunkturelle Entwicklung auch in 2020 weiter negativ beeinflussen. Erst wenn Sicherheit in diesen beiden Fragen herrscht oder konsequente Strukturreformen in für die Weltwirtschaft wesentlichen Ländern wie Deutschland oder Italien umgesetzt werden, kann sich die Konjunktur nachhaltig positiv entwickeln.“ Bis dahin ist eine Änderung der aktuellen Zinssituation nicht in Sicht. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Dr. Klein
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