Es gibt mehr als genug Gründe für eine pessimistische Einschätzung der kurzfristigen Perspektiven Europas, die daher auch von vielen geteilt wird. Doch Jamie Mills O’Brien, Investment Manager beim Vermögensverwalter abrdn, nennt in seinem aktuellen Marktkommentar drei Gründe, Europa die Stange zu halten.
Europäische Aktien werden derzeit nicht hochgeschätzt. Im Gegenteil, die Aktienmärkte nähern sich den Bewertungen aus dem März 2020, als die Covid-19-Pandemie erstmals hochkochte. Die Daten zu den Mittelströmen, also darüber, wo Geld zu- beziehungsweise abfließt, sind laut O’Brien so schlecht wie seit sechs Jahren nicht mehr. Und die Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar hält hartnäckig an.
„Dass die kurzfristigen Aussichten problematisch sind, wollen wir gar nicht bestreiten. Bemerkenswert ist jedoch, dass es Europas Regierungen Großbritannien gleichtun und für starke fiskalische Unterstützung sorgen. Darüber hinaus gibt es Anzeichen dafür, dass es der Politik gelingt, die Gasnachfrage ohne erhebliche Auswirkungen auf die Industrieproduktion zu senken. Damit könnte das Risiko einer Energierationierung zumindest bis Ende des Jahres sinken. Es gibt also nicht viel Neues zu berichten, aber wenigstens ist die Lage nicht mehr ganz so schlecht“, so der Investment Manager.
„Strukturelle“ Argumente gegen Europa lässt O’Brien nicht gelten. Drei wichtige Faktoren gäben Anlass zu der Einschätzung, dass die Aussichten für Europa so gut sind wie schon lange nicht mehr. „Zunächst einmal gibt es zahlreiche Unternehmen, die es verstehen, Europas beneidenswerte Tradition und Geschichte mit bahnbrechenden Innovationen und Technologien zu verknüpfen. Der zweite Grund ist die anhaltende Stärke der Region in den Bereichen Nachhaltigkeit und grüne Technologien. Der letzte Faktor schließlich ist die Tatsache, dass die zunehmende Stärke Europas in der industriellen Digitalisierung von den Anlegern nach wie vor unterschätzt wird“, schreibt O’Brien.
Trotz oder gerade aufgrund des anhaltenden Pessimismus am Markt ist Europa nach Überzeugung des abrdn-Managers für Anleger interessant. Sie dürften sich nur nicht von den Schlagzeilen verunsichern lassen. „Wenn dies gelingt, werden sie entdecken, dass einige der besten Unternehmen der Welt derzeit zu extrem attraktiven Kursen gehandelt werden. Ebenso lassen sich in strukturellen Wachstumssegmenten zukünftige Marktführer identifizieren. Der berühmte Investor Seth Klarman sprach von der Bedeutung der ,Sicherheitsmarge´ beim Investieren. Im aktuellen Umfeld hat Europa unseres Erachtens eine solche – sehr komfortable – Marge zu bieten“, so O’Brien abschließend. (DFPA/TH1)
abrdn plc ist ein globaler Vermögensverwalter mit Stammsitz in Schottland. Für institutionelle Investoren sowie für Vertriebspartner und Privatkunden verwaltet das Unternehmen in über 80 Ländern Kundenvermögen in Höhe von 531,4 Milliarden Euro.