Die Omikron-Variante scheint Covid-19 endemisch werden zu lassen, sodass einem breiten Wirtschaftsaufschwung nichts entgegensteht, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Asset Manager Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar. Für die Zentralbanken sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, um auf die Bremse zu treten.
Zu Beginn des neuen Jahres sind die Renditen der US-Staatsanleihen gestiegen. Aus Sicht von Dowding sind anfängliche Befürchtungen hinsichtlich der Omikron-Variante dem Optimismus gewichen, dass eine rasche Ausbreitung einer milderen Covid-19-Variante den Zeitpunkt beschleunigt, ab dem viele Länder in der westlichen Hemisphäre lernen, mit dem Virus zu leben.
Vor diesem Hintergrund werden neue Lockdown-Maßnahmen immer unwahrscheinlicher, so der Experte. Neue Wirtschaftsdaten könnten allerdings nochmals durch die im vergangenen Monat aufgetretenen Sorgen im Zusammenhang mit dem Virus beeinträchtigt werden, weil viele Arbeitnehmer es weiterhin – oder wieder – vorzogen, der Arbeit fernzubleiben, fürchtet Dowding.
Das jetzt wiedergewonnene Vertrauen in verbesserte Wirtschaftsaussichten werde die Zentralbanken zu weiterem Handeln veranlassen, solange die Inflation weiterhin deutlich über den Inflationszielen liegt. „Wir gehen daher davon aus, dass eine Reihe von Zentralbanken in den kommenden Monaten eine restriktivere Haltung einnehmen wird“, schreibt Dowding. Bislang habe die US-Notenbank betont vorsichtig ein Ende der Ankäufe von Vermögenswerten und einen Weg zu höheren Zinsen angedeutet. Da Risikoanlagen jedoch vorerst gut unterstützt bleiben, haben Dowding und sein Team den Eindruck, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger in den kommenden Wochen mehr Mut entwickeln könnten und das Tapering-Tempo erhöhen.
In den vergangenen Tagen kamen die Anzeichen, dass die Fed bald eine aktive Reduzierung ihrer Bilanz durch den Verkauf von Vermögenswerten anstreben könnte, für einige Marktteilnehmer überraschend. Da die Renditekurve seit einigen Wochen jedoch ungewöhnlich flach verläuft, könnte ein solches Vorgehen durchaus sinnvoll sein, meint Dowding. Da das Übermaß an Liquidität vor allem die Preise von Vermögenswerten treibt, komme die Liquiditätsabschöpfung nicht von ungefähr: Die Vermögenszuwächse infolge der Vermögenspreisinflation haben vor allem den Superreichen in der Gesellschaft viel Geld in die Kasse gespült.
„Insgesamt denken wir nicht, dass die politischen Entscheidungsträger die Preise von Vermögenswerten nach unten drücken wollen, aber sie möchten möglicherweise den spekulativen Übertreibungen bei zum Beispiel Kryptowährungen, NFTs und Meme-Aktien einen Riegel vorschieben. Auch die politischen Entscheidungsträger scheinen zunehmend zu akzeptieren, dass die Entwicklung der Aktienkurse nach einigen Jahren sehr starker Zuwächse nicht ewig so weiter gehen kann. Unter diesem Gesichtspunkt gehen wir davon aus, dass der ,Powell-Put‘ uns längere Zeit beschäftigen wird – solange der S&P nicht prozentuale Verluste in zweistelliger Höhe verzeichnet“, schreibt Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per 30. September 2021 mehr als 80 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.