Die Federal Reserve wird die Zinsen im November 2022 eher um 50 Basispunkte als um 75 Basispunkte anheben, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay. Anfang kommenden Jahres könnten die USA in eine milde Rezession rutschen.
Dowding und sein Team gehen davon aus, dass die US-Notenbank Federal Reserve auf ihrer nächsten Sitzung die Zinsen eher um 50 Basispunkte als um 75 Basispunkte erhöhen wird. Das hänge jedoch von einem günstigen Verbraucherpreisindex in der kommenden Woche ab. Die Inflationsdaten für August hätten für einige Enttäuschung gesorgt. Angesichts der rückläufigen Benzinpreise herrsche jedoch Optimismus, dass die Septemberdaten bessere Nachrichten bringen.
„Darüber hinaus scheint klar zu sein, dass die Fed die finanziellen Bedingungen sehr genau im Auge behält. Zinserhöhungen sollen die Wirtschaft durch strengere finanzielle Bedingungen bremsen. Wenn sich diese zu entspannen beginnen und der US-Aktienindex S&P 500 wieder über 4.000 Punkte steigt, könnte dies ein Faktor sein, der die Fed zu dem Schluss kommen lässt, dass sie eine weitere Anhebung um 75 Basispunkte vornehmen muss. Abgesehen davon wird erwartet, dass sich das Wachstum abschwächt. Eine leichte Rezession Anfang nächsten Jahres scheint wahrscheinlich“, so Dowding.
Da die Arbeitslosigkeit jedoch nur auf etwa 4,5 Prozent ansteigen dürfte, werde sich dies nicht wie eine Rezession anfühlen. Obwohl es in einigen Sektoren und bei einigen Emittenten zu einer Beeinträchtigung der Kreditwürdigkeit kommen kann, dürfte der Kreditzyklus insgesamt relativ günstig verlaufen. Das anhaltende Risiko bestehe darin, dass die Inflation weiterhin enttäuscht und ein Anstieg der Zinssätze auf fünf Prozent oder mehr erforderlich ist.
Es scheint laut Dowding jedoch eine gewisse Zuversicht zu herrschen, dass dies nicht der Fall sein wird. Auf dem Höhepunkt des Zyklus könnten die Zinssätze im ersten Quartal nächsten Jahres bei 4,25 bis 4,50 Prozent liegen. Dessen ungeachtet, scheinen frühzeitige Zinssenkungen weniger wahrscheinlich zu sein. Vor diesem Hintergrund sind Dowding und sein Team der Ansicht, dass zehnjährige US-Staatsanleihen in einer Spanne von 3,50 bis 3,75 Prozent nahe am fairen Wert liegen.
Das günstige Umfeld in den USA stehe im Gegensatz zur Situation auf der anderen Seite des Atlantiks. Die Inflationsdaten könnten in der Eurozone noch einige Monate lang problematisch sein. Daher sei es schwer vorstellbar, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihren geldpolitischen Straffungskurs verlangsamt, da die Zinssätze immer noch deutlich unter dem neutralen Niveau liegen.
„Sollte dies bedeuten, dass die EZB die Zinsen schneller anhebt als ihr US-Pendant, könnte das normalerweise als Grundlage für eine Trendwende beim Euro gesehen werden. Angesichts des enttäuschenden Wachstums und der Tatsache, dass die EZB in einem Umfeld sich abschwächender Konjunktur zu Zinserhöhungen gedrängt wird, ist jedoch weniger klar, dass es zeitnah zu einer größeren Trendwende kommen wird“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.