Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat den Entwurf einer Richtlinie für nachhaltig ausgerichtete Investmentvermögen veröffentlicht (DFPA berichtete). Der deutsche Fondsverband BVI beurteilt den BaFin-Entwurf als spürbare Verbesserung gegenüber der inoffiziellen Vorversion vom April. „Die BaFin hat viele unserer Bedenken berücksichtigt, dennoch sind noch nicht alle kritischen Punkte ausgeräumt“, so Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI.
Als eine der wichtigsten Verbesserungen sieht der BVI, dass die realitätsfremden Anforderungen an die Errichtung und den Betrieb von Immobilien gestrichen wurden. Diese wären in der Praxis nicht erreichbar gewesen, so dass Immobilienfonds grundsätzlich nicht als nachhaltige Fonds hätten aufgelegt werden können. Weitere Verbesserungen zur Vorversion sind etwa die stärkere Berücksichtigung der EU-Regulierung und ein Bestandsschutz für bereits genehmigte Fonds.
Die Senkung der Mindestquote für Investitionen in nachhaltige Vermögensgegenstände von 90 auf 75 Prozent reicht nach Meinung des BVI jedoch nicht aus. Auch dieser geringere Anteil ist in der Praxis mangels ausreichend geeigneter Anlagen kaum umsetzbar. Aufgrund der immer noch zu hohen Quote von 75 Prozent ist die Gefahr noch nicht gebannt, dass neue nachhaltige Fonds in Luxemburg aufgelegt werden und damit der Fondsstandort Deutschland Schaden nimmt.
Obwohl der BVI die Verbesserungen gegenüber dem ersten Vorschlag begrüßt, betrachtet er den Alleingang der BaFin als kontraproduktiv. Um das Greenwashing zu verhindern, ist es dem Bundesfinanzministerium gelungen, die Marktteilnehmer, bestehend aus Sustainable-Finance-Beirat, Verbraucherschützern, BaFin, BVI sowie den Verbänden der Banken und Zertifikateanbieter, an einen Tisch zu bringen. Ziel ist es, das Zielmarktkonzept der Verbände, die Nachhaltigkeitsampel der Bundesregierung und die BaFin-Leitlinien konzeptionell zusammenzuführen und aufeinander abzustimmen. Die Gespräche laufen nach Einschätzung des Fondsverbands vielversprechend. Der BVI wird sich in diesem Zusammenhang weiter dafür einsetzen, dass möglichst schnell eine für den Standort Deutschland bessere Lösung gefunden wird als die vorgestellten Leitlinien der BaFin sie darstellen. (DFPA/jpw2)
Quelle: Pressemitteilung BVI
Der BVI Bundesverband Investment und Asset Management e.V. mit Sitz in Frankfurt am Main ist Repräsentant der Investmentbranche in Deutschland. Die 116 Mitglieder des 1970 gegründeten Verbands verwalten rund vier Billionen Euro in Publikumsfonds, Spezialfonds und Vermögensverwaltungsmandaten und decken damit über 95 Prozent des Marktes ab.