Die Empfehlungen der speziell von der Bundesregierung eingesetzten Fokusgruppe zur Reform der Riester-Rente spiegeln weitgehend die Einschätzungen der Bevölkerung wider. Dies zeigt eine Untersuchung des Deutschen Instituts für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA), bei der 1.000 Bürger aus fünf gleich großen Teilstichproben befragt wurden. Diese Gruppen umfassten Personen, die aktiv einen Riester-Vertrag besparen, bereits eine Riester-Rente beziehen, ihren Vertrag nicht mehr besparen, ihren Vertrag gekündigt haben oder nie einen abgeschlossen haben.
Eine zentrale Frage war, warum nicht mehr Menschen in die Riester-Rente investieren. Ein Hauptgrund sind mangelnde Kenntnisse. 27,7 Prozent der Befragten hatten keine Vorstellung von den möglichen Renditen. Ein Drittel (33,8 Prozent) ging davon aus, dass die Rendite weniger als fünf Prozent beträgt. Prof. Dr. Michael Heuser, wissenschaftlicher Direktor des DIVA, merkt dazu an: „Die Vorstellung, dass Riester keine Rendite bringt, ist weit verbreitet. Dabei wird oft die Zulagenrendite übersehen, die ein bedeutender Renditefaktor ist. Mit ihr können Riester-Sparer zweistellige Renditen erzielen. Das wissen lediglich 14,1 Prozent der Befragten.“
„Es herrscht also wenig Bewusstsein für die Renditeverbesserung durch Zulagen. Hier ist mehr Aufklärung notwendig. Auch 41,8 Prozent der Befragten ohne Vertrag bzw. 39,1 Prozent mit gekündigtem Vertrag sehen die Rendite als entscheidend an. Der Vorschlag der Fokusgruppe, die Riester-Rente zu vereinfachen, um Kosten zu senken und Renditen zu steigern, würde die Rendite ankurbeln. Dies gilt ebenso für die vorgeschlagene Dynamisierung der bisher festen Zulagen“, erklärt Heuser. 74,1 Prozent der Befragten würden dies unterstützen.
In Bezug auf die Erhöhung der Renditechancen durch den Verzicht auf die Bruttobeitragsgarantie ist die Meinung gemischt. 37,5 Prozent derjenigen, die einen Vertrag haben oder hatten, sowie 53,4 Prozent der Befragten ohne Vertrag sprechen sich für eine 100-prozentige Garantie aus. Im Gegensatz dazu würden 56,9 Prozent (34,9 Prozent) mit einer Teil-Absicherung von 90 Prozent oder weniger zustimmen. „Die Botschaft lautet: Die Bürger sollten selbst entscheiden können. Selbst unter den Jüngeren (18 bis 29 Jahre), die sonst eher risikofreudig sind, würden nur 16,7 Prozent für ein Produkt mit vollständigem Garantieverzicht optieren. Fast genauso viele (13 Prozent) in dieser Altersgruppe würden sich für das Gegenteil, den vollständigen Beitragserhalt, entscheiden, und zwei Drittel würden für eine Teil-Absicherung stimmen“, erläutert Heuser.
Einer der weitreichendsten und von der Versicherungsbranche kritisierten Vorschläge der Fokusgruppe ist die Möglichkeit, lebenslange Renten abzulehnen. Bisher mussten mindestens 70 Prozent des angesammelten Kapitals in eine lebenslange Rente umgewandelt werden. Heuser kommentiert dies: „Die bisherige Regelung sollte dazu dienen, Lücken in der gesetzlichen Rente auszugleichen, die lebenslang gezahlt wird. Das hat jedoch Riester-Rente viel Flexibilität genommen und sie für diejenigen unattraktiv gemacht, die bereits ausreichende Renten haben oder auf höhere Renditen setzen.“ Die Umfrageergebnisse deuten tendenziell darauf hin, dass die Fokusgruppe mit der Möglichkeit der Rentenabweichung richtig liegt: 34,7 Prozent der Befragten würden sich für befristete, jedoch höhere monatliche Zahlungen entscheiden, während 20,4 Prozent eine lebenslange, jedoch niedrigere Rente bevorzugen würden.