Besonders aktiven Kunden hat der junge Anbieter Girokonten gekündigt. Sollte er dabei eine Zwei-Monats-Frist eingehalten haben, ist das wohl rechtens.
Das Wichtigste in Kürze:
- Der Girokonto-Anbieter Number26 setzt Grenzen bei der Anzahl monatlicher Geldabhebungen durch.
- Kunden sind nach mehrmaligem Überschreiten die Konten gekündigt worden.
- Das folgt tatsächlich der höchstrichterlichen Rechtsprechung.
Das „gewöhnliche Ausmaß“ endet für das Unternehmen bei regelmäßig mehr als 15 Abhebungen pro Monat: Der Girokontoanbieter Number26 hat einigen Hundert seiner Kunden gekündigt. Diese haben wohl keine Möglichkeit, dagegen vorzugehen: Fristgerecht (die Mindestkündigungsfrist beträgt zwei Monate) kann eine Privatbank das Girokonto durchaus einseitig kündigen, hier gilt Vertragsfreiheit (BGH, Aktenzeichen XI ZR 22/12). Ausnahmen gelten in einigen Bundesländern für Sparkassen.
Betroffene müssen sich nun also mit Number26 einigen oder nach einem neuen Anbieter umsehen.
Mit seinem Geschäftsmodell will Number26 in Deutschland ohne eigenes Netz von Geldautomaten auskommen. Dass das dann von einigen intensiv genutzt wurde, war dem Anbieter wohl zu teuer. Wer häufig Geld abheben und dafür keine Gebühren zahlen möchte, wird darum auf eine Bank mit eigenem Geldautomatennetz zurückgreifen müssen.
Gebühren der Banken ziehen aktuell an
Ob das dann eine längerfristige Lösung ist, ist ungewiss. Wir rechnen damit, dass auch klassische Banken in der derzeitigen Niedrigzins-Phase bereits über die Einführung von neuartigen Gebühren nachdenken. „Generell steigen die Kontoführungsgebühren“, beobachtet Stephanie Heise von der Verbraucherzentrale.
Die Gebühren für Abhebungen an fremden Automaten etwa sind in den vergangenen Jahren stark angezogen: Der Durchschnitt liegt bei rund vier Euro pro Abhebung; bei Sparkassen geht es oft schon in Richtung fünf Euro. So verlangt Deutschlands größte Sparkasse Haspa in Hamburg 4,75 Euro von Fremdkunden.
Da nutzt es im Zweifel nur, zu einem Anbieter mit niedrigeren Gebühren zu wechseln. Kunden können Ihr Girokonto jederzeit kündigen. Die Kündigungsfrist darf dabei nicht länger als ein Monat sein.
Uns sind zu Number26 durch Verbraucher Fälle bekannt, in denen das Unternehmen Überweisungen von anderen Konten auf sein Girokonto nicht korrekt verbucht hat. Über die Hotline ließen sich diese Probleme demnach auch nach mehreren Tagen nicht lösen.
Automatenbetreiber kassieren 1,50 bis 2 Euro
Die Konten bei dem Startup-Unternehmen laufen komplett über eine App, dazu gibt es eine Kreditkarte. Das klingt nach einem kostensparenden Geschäftsmodell, zumal Number26 inzwischen nach eigenen Angaben mehr als 160.000 Kunden hat. Doch Abhebungen seiner Kunden seien für das Unternehmen teuer. Bei den Betreibern der Geldautomaten müsse es 1,50 bis 2 Euro für jeden Vorgang bezahlen.
Für die Kündigungen hat Number26 viel Kritik seiner Kunden einstecken müssen. Das Unternehmen hat reagiert und bietet eine erneute Prüfung des jeweiligen Einzelfalls an. Das wird aber wohl darauf hinauslaufen, dass sich Kunden bei den Abhebungen künftig einschränken sollen.
Quelle: Verbraucherzentrale
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