Der Neubau von Shoppingcentern in Europa sinkt 2017 um 23 Prozent. Placemaking wird das Hauptthema der nächsten Jahre sein. Mit Top 5 in Westeuropa nach Bautätigkeit.
Laut dem neuesten European Shopping Centres Report von Cushman & Wakefield verringerte sich das Fertigstellungsvolumen von Shoppingcentern in Europa und liegt im Jahr 2017 bei 3,8 Millionen Quadratmetern. Das entspricht einem Rückgang von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Anfang 2018 erhöhte sich der Flächenbestand aller europäischen Shoppingcenter auf 166,5 Millionen Quadratmeter, was einem Zuwachs von 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Auf Westeuropa entfallen davon 109,7 Millionen Quadratmeter und auf Mittel- und Osteuropa 56,8 Millionen Quadratmeter.
Türkei und Russland an der Spitze
Mit einem Fertigstellungsvolumen von 495.000 Quadratmetern im zweiten Halbjahr 2017 ist die Türkei Spitzenreiter und drängt damit Russland als bis dahin Europas aktivster Markt für Projektentwicklungen mit 330.000 Quadratmetern auf Platz zwei. Auf Platz drei folgt Polen mit 298.000 Quadratmetern.
In den kommenden zwei Jahren werden rund 6,6 Millionen Quadratmeter neue Flächen erwartet. Allerdings ist von einem deutlichen Ost-West-Gefälle mit einem geschätzten Rückgang von 21,3 Prozent in Westeuropa und einem Zuwachs von 12,3 Prozent in Mittel- und Osteuropa auszugehen. Damit setzt sich der Trend der vergangenen zehn Jahre fort, bei dem Westeuropa in Bezug auf den Flächenzuwachs hinter Mittel- und Osteuropa zurückbleibt.
Silvia Jodlowski, die Autorin des Reports und Senior Research Analyst bei Cushman & Wakefield, sagt: „Der zunehmende Online-Handel, Änderungen von Verbraucherverhalten und -erwartungen, die technologische Entwicklung und das stetig wachsende Angebot wirken sich auf die Entwicklung der europäischen Shoppingcenter aus und führen zu einem Rückgang der Neubauflächen. Dies gilt vor allem für die höherentwickelten westeuropäischen Märkte, aber auch für Mittel- und Osteuropa.“
Anforderungen an Projektentwickler
„Der Schwerpunkt bei Projektentwicklern liegt nun auf einer höherwertigen Flächenqualität und Placemaking. Für Projektentwickler ist Placemaking ein wichtiger Bestandteil eines erfolgreichen Shoppingcenters, da eine Kombination aus Einzelhandel, Freizeit und Unterhaltung online nach wie vor nicht nachgebildet werden kann. Gut durchdachte, dynamische und qualitativ hochwertige Flächen sind für Eigentümer wichtig, um Kunden anzulocken und die Kundenfrequenz sowie die Verweildauer zu erhöhen.“
Justin Taylor, Head of EMEA Retail bei Cushman & Wakefield, fügt hinzu: „Die heutigen Shoppingcenter unterscheiden sich stark von denen, die vor zwanzig Jahren entstanden sind. Sie müssen sich stetig weiterentwickeln, um für die zunehmend versierten und anspruchsvollen Kunden interessant zu bleiben. Der Begriff Shoppingcenter oder Einkaufszentrum wird immer mehr zu einer unzutreffenden Bezeichnung, da der Fokus nicht mehr auf dem reinen Einkaufen liegt. Stattdessen handelt es sich um ,Erlebniscenter’, die zwar immer noch über traditionelle Einkaufskomponenten verfügen, allerdings um Gastronomie, Freizeit, Pop-up Stores, Nahversorgungs- und Dienstleistungsangebote ergänzt werden.“
„Placemaking wird das Hauptthema der nächsten Jahre sein. Da die Branchen zunehmend verschwimmen, ist es bereits heute undenkbar, ein Einzelhandelskonzept ohne Freizeit, Wohnen, Büros oder Coworking-Spaces anzubieten. Shoppingcenter sind heute Orte, an denen viele verschiedene Nutzungsarten aufeinandertreffen. Hier werden lebendige Treffpunkte geschaffen, um unseren vielfältigen kommerziellen, Freizeit- und sozialen Bedürfnissen gerecht zu werden.“
Westeuropa
Mit einem Flächenzuwachs von über 326.000 Quadratmetern war Frankreich im Jahr 2017 der aktivste Markt. Dennoch führten die Marktreife und der bereits hohe Flächenbestand zu einem Rückgang der Neubautätigkeit von 28 Prozent gegenüber 2016. In Großbritannien haben eine schwächere Nachfrage seitens der Einzelhändler außerhalb der 1a-Lagen und das Überangebot an Einzelhandelsflächen zu einer Verringerung der Bautätigkeit um 23 Prozent geführt: 2017 wurden lediglich 120.000 Quadratmeter Shoppingcenterfläche fertiggestellt. Deutschland verzeichnete 2017 einen Rückgang von 82 Prozent. Das restriktive Planungsrecht schränkt den Bau neuer Shoppingcenter auf der grünen Wiese deutlich ein.
In Spanien wirkte sich der Rekord von 82,4 Millionen Touristen im Jahr 2017 positiv auf die Projektentwicklung von Shoppingcentern aus, was wiederum die Nachfrage von Einzelhändlern und Investoren befeuerte. In Bezug auf die Bautätigkeit belegt Spanien in 2017 mit 210.000 Quadratmetern Platz 2 und verfügt über die zweitgrößte Pipeline für die Jahre 2018/19.
Top 5 der westeuropäischen Märkte mit der höchsten Bautätigkeit:
- Helsinki
- Paris
- Luxemburg (Stadt)
- Madrid
- Marseille
Mittel- und Osteuropa
2017 war Russland das zweitaktivste Land in Bezug auf Projektentwicklungen, obwohl das jährliche Fertigstellungsvolumen von 1,6 Millionen Quadratmetern im Jahr 2016 auf 0,6 Millionen Quadratmeter im Jahr 2017 zurückging. Dies ist zum Teil auf den wirtschaftlichen Abschwung im Jahr 2014 zurückzuführen, der mit einem Rückgang neuer Projektentwicklungen einherging. Im Jahr 2017 waren Angebot und Nachfrage relativ ausgeglichen. Die Struktur der Pipeline für 2018 zeigt, dass die Projektentwickler ihren Schwerpunkt nun von Großprojekten auf kleine Projektentwicklungen verlagert haben.
Das Angebot an Shoppingcentern in der Türkei verzeichnete im vergangenen Jahr einen großen Anstieg mit einem Flächenzuwachs von 1,1 Millionen Quadratmetern. Damit war die Türkei das aktivste Land in Bezug auf die Bautätigkeit und trug mit einen Anteil von 47 Prozent zum gesamten Fertigstellungsvolumen in Mittel- und Osteuropa 2017 bei. Die Entwicklungspipeline für 2018/19 umfasst 1,4 Millionen Quadratmeter neue Fläche, davon ca. 70 Prozent in Ankara und Istanbul. Aufgrund des relativ schwachen Einzelhandelsumfelds und eines in Teilen nahezu gesättigten Marktes ist hier mit einer Verlangsamung zu rechnen.
In Mitteleuropa ging die Fläche neu eröffneter Shoppingcenter im Jahr 2017 um knapp 20 Prozent zurück. Das sich verbessernde wirtschaftliche Umfeld sorgte für einen Anstieg der Löhne und Gehälter und des Einzelhandelsumsatzes in der Region. Das Interesse internationaler Einzelhändler wurde so aufrechterhalten und trug wesentlich zum Fertigstellungsvolumen in Polen, der Tschechischen Republik und der Slowakei bei.
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