Die Asset-Management-Branche zögert bei der Kapitalmarktunion, so die Experten der Beratungsagentur Dolphinvest Consulting GmbH aus Frankfurt. Fehlende Begeisterung und regulatorische Hürden bremsen den Fortschritt. Die EU-Kapitalmarktunion wurde als Reaktion auf die Lehman-Pleite 2008 ins Leben gerufen und strebt eine weitgehende Integration der Kapitalmärkte in der EU an. Ziel ist die Stärkung von kleinen und mittelständigen Unternehmen durch eine diversifizierte Finanzierung, auch unter Einbeziehung von Nicht-Bank-Marktakteuren. Dies soll durch die Erleichterung von Börsengängen und den Abbau von Bürokratie erfolgen.
Die Asset-Management-Branche in der EU zeigt jedoch bisher nur begrenztes Interesse an den neuen Fondsvehikeln, die im Zuge der Kapitalmarktunion eingeführt wurden, so die Meinung der Dolphinvest-Experten aus Frankfurt. Die Erwartung einer Begeisterung der Branche durch Vereinfachung von Vertrieb und internationaler Expansion hat sich ihrer Meinung nach als unrealistisch erwiesen. Drei Hauptgründe für diese Zurückhaltung werden genannt. Erstens erfordert der Vertrieb der neuen Fonds eine Anlageberatung oder zumindest eine Geeignetheitsprüfung des Privatanlegers, was die Verbreitung über freie Finanzvermittler einschränkt. Zweitens ist die Asset-Management-Branche selbst stark fragmentiert, und die Möglichkeit der EU-weiten Fondsdistribution wird von vielen Marktteilnehmern als theoretisch und irrelevant betrachtet. Drittens bestehen regulatorische Bedenken auf nationaler Ebene, insbesondere hinsichtlich der Risiken durch eine verstärkte Beteiligung von Privatanlegern an weniger liquiden Anlagen.
Aus der Asset-Management-Branche wird darauf hingewiesen, dass ein Mangel an wachstumsfördernden Rahmenbedingungen und Anreizen die Bereitschaft zur Teilnahme am Börsengang beeinträchtigt. Die Experten der Beratungsagentur Dolphinvest Consulting GmbH betonen, dass eine Förderung von Börsengängen von Asset-Management-Unternehmen im Rahmen der Kapitalmarktunion notwendig sei, um langfristige Investoren anzuziehen und das Missverhältnis zwischen der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Branche und ihrer geringen Präsenz auf der Sell-Side der Kapitalmärkte zu beheben.