Unter den Anlegern tobt seit einiger Zeit eine Debatte über Value und Growth. Dabei weist die relative Performance zwischen den beiden Stilen Spitzenwerte auf, wie sie seit 20 Jahren nicht mehr gesehen wurden. Anleger sollten sich allerdings nicht zu sehr für den einen oder anderen Stil entscheiden: Es ist wichtiger, sich auf Qualität zu konzentrieren und Alpha in Growth- oder Value-Aktien zu erzielen. Das merkt Pascal Menges, Head of Equity Investment Process and Research bei dem Vermögensverwalter Lombard Odier IM, in einem Kommentar an.
So wurden im Zeitraum 2020 bis 2021 viele „langweilige“ Qualitätsunternehmen zurückgelassen, die jetzt zunehmend attraktiv erscheinen. Mit dem Eintritt in einen Konjunkturzyklus und der Normalisierung des EPS-Wachstums werden diese Unternehmen wahrscheinlich ein Comeback bei Anlegern feiern, die zunehmend widerstandsfähige Portfolios aufbauen wollen.
Die Art der Wachstums- und Substanzwerte änderten sich rasch. Mit dem Eintritt in eine neue Marktphase werde die Qualität der wichtigste Faktor sein. In den letzten Jahrzehnten waren die wöchentlichen Performance-Spreads zwischen Value-Titeln, das heißt billigeren Unternehmen, und Growth-Titeln, das heißt ertragsstarken Unternehmen, eher gedämpft. Diese Spannen lagen selten außerhalb einer engen Spanne von plus/minus 0,8 Prozent. In den vergangenen Monaten wurden die Aktienmärkte jedoch von starken Ausschlägen erschüttert, die es seit 20 Jahren nicht mehr gegeben habe. Seit dem Ausbruch der Pandemie haben sich die weltweiten Aktienmärkte von einer Phase starker Kursverluste – wöchentlich etwa 30 Prozent – so schnell wie nie zuvor erholt. Folglich haben die wöchentlichen Schwankungen zwischen Wachstum und Wert seit Anfang 2020 sechsmal vier Standardabweichungen erreicht. Value-Unternehmen liegen seit 2015, dem Jahr, in dem die Negativzinsen stärker in den Vordergrund traten, hinter dem Markt zurück, und die Situation wurde durch die Pandemie noch verschärft.
„Wir treten nun in eine neue Phase für die globalen Aktienmärkte ein, die von neuen makroökonomischen Bedingungen geprägt ist: strukturell höhere Inflation, steigende Zinsen, zunehmend restriktivere Finanzierungsbedingungen und eine Normalisierung der Wachstumsdynamik nach einer langen Phase massiver finanzieller und fiskalischer Unterstützung. Die Präferenzen der Anleger verschieben sich, und wir beobachten eine Rotation in Richtung Value“, sagt Menges. So seien beispielsweise wachsende Unternehmen gleichmäßiger über eine größere Bandbreite von Sektoren verteilt, was Druck auf die Bewertungen ausübe. Eine Veränderung der makroökonomischen Bedingungen führe zu einer längst überfälligen Erholung dieser Branchen. Die Anleger müssten sich jedoch bewusst sein, dass die Grenze zwischen Value- und Growth-Titeln durchlässig sei. In den vergangenen zwölf Monaten habe sich der Anteil der harten zyklischen Werte wie Industrie- und Energiewerte sowie Finanzwerte erhöht, die zum Nachteil von IT- und Gesundheitstiteln in das Wachstumslager aufsteigen. (DFPA/mb1)
Lombard Odier Investment Managers ist der Asset-Management-Arm der Lombard Odier Gruppe. Mit mehr als 140 Investmentexperten verfügt die Gesellschaft über ein globales Geschäft mit einem Netzwerk von insgesamt 13 Büros in Europa, Asien und Nordamerika.