Wohneigentümer bauen mehr Vermögen auf als Mieter – selbst bei vergleichbarem Einkommen. Das zeigt eine Analyse des Forschungs- und Beratungsinstituts Empirica für die Landesbausparkassen (LBS). So verfügen Wohneigentümer im Alter zwischen 50 und 59 Jahren mit einem monatlichen Nettoeinkommen zwischen 1.700 und 2.300 Euro durchschnittlich über ein Nettovermögen von 190.000 Euro – und damit gut das Fünffache gleichaltriger Mieterhaushalte aus derselben Einkommensgruppe. Diese kamen abzüglich ihrer Schulden gerade einmal auf ein Vermögen von 36.000 Euro.
Der Zusammenhang zwischen Wohneigentum und Vermögen gilt über das reine Immobilienvermögen hinaus – und er beruht nicht auf Einkommensunterschieden, sondern auf unterschiedlichem Spar- und Konsumverhalten, so die Studie.
Wie viel mehr an Sicherheit die Wohneigentümer deshalb genießen könnten, mache eine einfache Umrechnung anschaulich. Während die Mieter mit ihrem angesparten Vermögen nur anderthalb Jahre lang ihr Einkommen ersetzen könnten, gelänge dies den Wohneigentümern acht Jahre lang.
Dass Wohneigentum offensichtlich ein Schlüsselelement der Vermögensbildung sei, verdeutliche eine weitere Gegenüberstellung: Selbst Mieter mit einem wesentlich höheren Nettomonatseinkommen von 3.200 bis 4.000 Euro hatten es im Jahr 2018 nach ihrem 50. Geburtstag im Schnitt nur auf ein Nettovermögen von 78.000 Euro gebracht. Das ist nicht einmal halb so viel, wie die Eigentümerhaushalte mit dem vergleichsweise schmalen Verdienst (zwischen 1.700 und 2.300 Euro) aufgebaut haben.
Das vielleicht Erstaunlichste an diesem Vermögensvergleich ist jedoch, dass es eben nicht nur die Immobilie ist, die den Unterschied ausmacht. Die Wohneigentümer der Einkommensgruppe 1.700 bis 2.300 Euro haben in jener Lebensphase, in der der Ruhestand nicht mehr allzu fern ist, ein Geldvermögen von fast 52.000 Euro angespart, Mieter mit denselben finanziellen Möglichkeiten haben dagegen im Mittel nur 31.000 Euro auf der hohen Kante.
Scheinbar paradox – doch die Studie findet eine einleuchtende Erklärung: Demnach betreiben Sparer keine reine finanzmathematische Optimierung, legen ihr Geld also nicht ausschließlich unter Renditegesichtspunkten an, sondern stellen mit dem Bau eines Hauses oder dem Kauf einer Wohnung Weichen für ihr Leben. Wer eine eigene Immobilie erworben hat, sei quasi gezwungen, in anderen Bereichen auf kleinerem Fuß zu leben.
Doch ist es nun so, dass der Immobilienerwerb sparsamer macht oder werden umgekehrt sparsam veranlagte Menschen eher Wohneigentümer? Studienautor Reiner Braun von Empirica schreibt dazu. „Vieles spricht dafür, dass selbst genutztes Wohneigentum einen freiwillig auferlegten und zumindest implizit gewollten Sparzwang auslöst. Das liegt daran, dass man eben nicht mal einfach so sein Wohnzimmer oder seinen Flur verkaufen kann, wenn man sich ein neues Auto oder eine Weltreise wünscht.“ Demnach ist also beides richtig – Wohneigentum ist Ausdruck des Wunsches vorzusorgen, und es hilft zugleich dabei. (DFPA/TH)
Die LBS-Gruppe betreibt das Bauspargeschäft der Sparkassen-Finanzgruppe. Sie besteht aus acht Landesbausparkassen mit regional abgegrenzten Geschäftsgebieten.