Zu Beginn des neuen Jahres zeigten sich die globalen Börsen äußerst volatil, schreibt Dr. Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation bei der Feri-Gruppe, in einem Marktkommentar. Als Reaktion auf die Eskalation im Konflikt zwischen den USA und Iran, die mit der Tötung des iranischen Generals Soleimani eine neue und gefährliche Stufe erreicht habe, stieg die Nachfrage nach Gold und Öl, den typischen Absicherungsanlagen in Krisenfällen dieser Art, zunächst sprunghaft an. Nachdem allerdings klar wurde, dass eine echte militärische Auseinandersetzung vorerst ausbleibt, schalteten die Aktienmärkte innerhalb weniger Augenblicke von Angst auf Euphorie um.
Damit befinde sich die Märkte weiterhin im „Risk-On“-Modus. Auf der einen Seite gebe es durchaus gute Gründe für die erhöhte Risikotoleranz der Anleger, so Baitinger. Von der Teil-Einigung im Handelsstreit zwischen den USA und China profitiere die gesamte Weltwirtschaft. Diese moderate Verbesserung der Lage werde gleichzeitig durch eine ultra-expansive Geldpolitik flankiert. Das Resultat sei ein temporärer „Sweet Spot“ für Risikoanlagen. So habe die Fed in den vergangenen Monaten unter dem Druck systemischer Liquiditätsengpässe ohne großes Aufsehen rund 400 Milliarden US-Dollar frisches Geld ins US-Finanzsystem gepumpt. Diese Geldpolitik führe dazu, dass die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen so günstig sind wie noch nie.
Auf der anderen Seite seien negative Schocks, die den positiven Grundtrend abrupt unterbrechen könnten, in 2020 vorprogrammiert. Diese Schocks werden laut Baitinger vor allem geopolitischer Natur sein. So werde der Iran-Konflikt weiter schwelen und der Handelskrieg zwischen den USA und China sei nur teilweise gelöst. Nicht zuletzt bleibe Trump aufgrund der anstehenden Präsidentschaftswahl und dem hohen innenpolitischen Druck ein unberechenbarer Risikofaktor.
„Die Ereignisse zum Jahresanfang könnten also einen Vorgeschmack davon geben, worauf sich Anleger und Vermögensmanager im weiteren Verlauf des Jahres 2020 einstellen müssen: Abrupte Stimmungsschwankungen und volatile Marktverläufe. Solche ‚manisch-depressiven Zyklen‘ sind mit Vorsicht zu betrachten, denn sie sind ein Indiz für überkaufte Märkte und können sogar auf einen allmählich auslaufenden Bullenmarkt hindeuten. Anleger sollten vor diesem Hintergrund einen Teil ihres Portfolios stets absichern, auch wenn dies zu Lasten kurzfristiger Spekulationsgewinne geht“, so die Einschätzung von Baitinger.
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