Für den Private-Equity-(PE-)Sektor könnte 2021 zum besten Jahr seiner Geschichte werden. Darauf deuten die weltweiten Branchendaten hin, die die internationale Unternehmensberatung Bain & Company im Rahmen ihrer Studie „Private Equity’s Wild First-Half Ride“ ausgewertet hat. Sollte sich die Entwicklung der ersten sechs Monate in der zweiten Jahreshälfte annähernd fortsetzen, sind jeweils rund eine Billion US-Dollar oder mehr bei Investitionen, Exits von Buy-out-Fonds und dem Fundraising möglich – und damit neue Rekordwerte. Auch wäre die globale PE-Branche dann dreimal so groß wie vor zehn Jahren.
Im ersten Halbjahr 2021 lag das durchschnittliche Deal-Volumen bei 1,1 Milliarden US-Dollar, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Plus von 48 Prozent entspricht. Buy-out-Fonds investierten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt bereits 539 Milliarden US-Dollar in Portfoliounternehmen. Das ist fast so viel wie zuletzt in einem ganzen Jahr.
Jeder dritte Deal wurde im Technologiesektor abgewickelt, wobei insbesondere Softwarefirmen im Fokus des Interesses standen. Angesichts der vielerorts beschleunigten Digitalisierung sieht Alexander Schmitz, der die PE-Praxisgruppe in der DACH-Region bei Bain leitet, unverändert Potenzial: „Das weltweit stark wachsende Technologiesegment wird weiterhin viel Kapital anziehen.“
Bei neuen Beteiligungen nutzte die PE-Branche zuletzt vor allem in Nordamerika häufig sogenannte Special Purpose Acquisition Companies (SPACs). Diese emittieren zuerst Aktien, um damit später eine Transaktion vorzunehmen. Doch im April 2021 verschärfte die US-Börsenaufsicht die Regulierung und bereitete dem Höhenflug der SPACs so zumindest vorläufig ein Ende. Nichtsdestotrotz hielten zum 30. Juni dieses Jahres 419 SPACs insgesamt 133 Milliarden US-Dollar Kapital, für das sie geeignete Zielunternehmen suchen.
Für den PE-Sektor ist dies sowohl Herausforderung als auch Chance. „SPACs nutzen bei Übernahmen neben eigenen Mitteln üblicherweise noch andere Kapitalquellen“, erklärt Bain-Partnerin und Branchenkennerin Silvia Bergmann. „Ihre Finanzkraft ist also um ein Vielfaches höher als ihr eingesammeltes Kapital, was den Wettbewerb um potenzielle Übernahmekandidaten noch einmal verschärft.“ Zugleich würden sich für PE-Fonds dadurch aber noch mehr Möglichkeiten ergeben, Portfoliounternehmen ohne große Vorlaufzeiten zu attraktiven Bewertungen über die Börse zu verkaufen.
Der positive Einfluss der SPACs auf das Exit-Geschehen zeigte sich in der ersten Hälfte des laufenden Jahres vor allem in Nordamerika. Auf sie entfiel dort knapp ein Viertel des gesamten Volumens von Beteiligungsverkäufen. Weltweit summierten sich die Verkaufserlöse der Buy-out-Fonds zur Halbzeit 2021 auf 488 Milliarden US-Dollar und lagen damit bereits zehn Prozent über dem Wert des Gesamtjahrs 2020.
Angesichts des starken Interesses von Kapitelanlegern gerät 2021 auch ein neuer Rekord beim Fundraising von mehr als 1,2 Billionen US-Dollar in Reichweite. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres warben PE-Fonds bereits 631 Milliarden US-Dollar ein. Im Fundraising besonders erfolgreich waren neue Buy-out-, Growth- und Venture-Capital-Fonds, allen voran über fünf Milliarden US-Dollar schwere Megafonds. Neun Buy-out-Riesen schlossen im ersten Halbjahr Fonds mit einem Volumen von insgesamt 120,4 Milliarden US-Dollar.
Für die positive Entwicklung im PE-Sektor sprechen laut Bain aktuell mehrere Faktoren. Der robuste Aufschwung in vielen Ländern und die anhaltende Niedrigzinspolitik der Zentralbanken zählen dazu ebenso wie die aufnahmebereiten Kapitalmärkte. „Derzeit stehen die Zeichen gut, dass 2021 tatsächlich zum neuen Rekordjahr für die Private-Equity-Branche wird“, konstatiert Schmitz. (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Bain & Company
Bain & Company Inc. ist ein Managementberatungsunternehmen mit Sitz in Boston. Das 1973 gegründete Unternehmen unterhält 61 Büros in 38 Ländern.