Im Jahr 2021 ist die globale Private-Equity-(PE-)Branche in neue Dimensionen vorgestoßen. Erstmals investierten Buy-out-Fonds rund 1,1 Billionen US-Dollar, erstmals erreichte das durchschnittliche Transaktionsvolumen mehr als eine Milliarde US-Dollar und erstmals realisierten Buy-outs Verkäufe nahe der Billionen-US-Dollar-Schwelle. Das sind die zentralen Ergebnisse des „Global Private Equity Report 2022“ der internationalen Unternehmensberatung Bain & Company.
Weltweit investierten Buy-out-Fonds mit rund 1,1 Billionen US-Dollar nahezu doppelt so viel wie im Vorjahr 2020, zugleich übertrumpften sie die Investments im bisherigen Rekordjahr 2006 um gut 300 Milliarden US-Dollar. Allerdings wurden nicht mehr Transaktionen getätigt, vielmehr erhöhte sich das jeweilige Dealvolumen. Aufgrund des hohen Anlagedrucks, wachse das Interesse an großen Transaktionen. Ende 2021 verfügte die PE-Branche über 3,4 Billionen US-Dollar nicht-investiertes Kapital – rund 300 Milliarden US-Dollar mehr als im Jahr 2020 und doppelt so viel wie vor fünf Jahren.
Zunehmend nutzt die Branche Public-to-Private-Transaktionen, um höhere Summen zu investieren. Deren Wert stieg binnen eines Jahres um 57 Prozent auf 469 Milliarden US-Dollar. Generell hat die Bedeutung des Technologiesektors, und dort insbesondere der Softwareszene, kontinuierlich zugenommen. Im Jahr 2021 fand in diesem Segment bereits jeder dritte Buy-out-Deal statt, vor zehn Jahren waren es weniger als 20 Prozent.
Der intensive Wettbewerb um Tech-Firmen heizt den Preiswettbewerb im Buy-out-Geschäft an, die Bewertungen erreichen zum Teil ebenfalls Höchststände. In Nordamerika lag das durchschnittliche EBITDA-Multiple 2021 bei 12,3 und in Europa bei 11,9. Von solch hohen Multiples profitieren PE-Anbieter bei Verkäufen. So konnten Buy-out-Fonds im vergangenen Jahr Exits in Höhe von 957 Milliarden US-Dollar realisieren. Damit wurde der Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre um 131 Prozent übertroffen.
Mit mehr als 1,2 Billionen US-Dollar beim Fundraising 2021 hat die Branche ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht. Und auch künftig ist Private Equity als Anlageklasse gefragt. 95 Prozent der Investoren wollen sich laut einer im Jahr 2021 durchgeführten Befragung des Datenanalysten Preqin auf längere Sicht in gleicher Weise oder stärker engagieren.
Die Entwicklung der Branche 2022 steht aktuell jedoch ebenfalls unter dem Eindruck der durch den Angriff Russlands auf die Ukraine ausgelösten neuen, weltweiten Unsicherheiten. „Der Krieg in der Ukraine wird nicht zuletzt auch ökonomisch sehr weitreichende Effekte haben“, erklärt Bain-Partnerin Silvia Bergmann. Am offensichtlichsten sei etwa der Einfluss auf die Öl- und Gasversorgung. „Private-Equity-Anbieter und ihre Beteiligungen haben keine andere Wahl, als sich auf unterschiedliche Szenarien vorzubereiten und die Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen“, so Bergmann.
Bain-Partner Alexander Schmitz sieht die PE-Branche nach der Rekordjagd 2021 vor einem herausfordernden Jahr: „Die zuletzt gezahlten Preise für neue Beteiligungen werden es Private-Equity-Anbietern schwerer machen, die erwarteten Renditen zu erwirtschaften.“ Am besten sind seiner Einschätzung nach PE-Fonds mit umfassender Erfahrung in bestimmten Sektoren positioniert: „Je besser ein Fonds eine Branche kennt, desto eher versteht er deren Werttreiber und die mit einer Beteiligung verbundenen Risiken“, so Schmitz. Doch schon in den vergangenen beiden Jahren mit bereits hohen Bewertungen hätten sie gezeigt, dass sie auch unter schwierigen Rahmenbedingungen erfolgreich agieren können. „Der grundlegende Trend in Richtung Private Equity ist ungebrochen“, so Schmitz. (DFPA/JF1)
Bain & Company Inc. ist ein Managementberatungsunternehmen mit Sitz in Boston. Das 1973 gegründete Unternehmen unterhält 63 Büros in 38 Ländern.