Im Gegensatz zu Staaten haben Unternehmen während der Corona-Pandemie ihre Verschuldung nicht stark erhöht. Sie scheinen robuster und besser aufgestellt zu sein, um einer möglichen moderaten Rezession entgegenzuwirken. Früher galten Staatsanleihen aufgrund der Unterstützung durch Notenbanken als „sicherer Hafen“, aber nun bergen sie mehr Risiken als Unternehmensanleihen. Diese Verschiebung in der Risikowahrnehmung spiegelt sich in den relativ stabilen Kreditspreads wider, trotz steigender Zinsen, erklärt Prof. Dr. Jan Viebig, Co-CIO von Oddo BHF. Eine empfehlenswerte Positionierung wäre in kurzlaufenden Hochzinsanleihen, die bei einer angenommenen Laufzeit von 1,6 Jahren eine Rendite von 5,50 Prozent bieten. Eine weitere Anlageoption wären Investment-Grade-Titel, die sowohl eine Grenzrendite von etwa 2 Prozent (entsprechend der erwarteten Inflation) als auch die Chance auf einen Kapitalertrag bieten, wenn die Renditen von Staatsanleihen um 50 Basispunkte zum Durchschnittswert zurückkehren. Für Aktienkäufe sollten Anleger jedoch aus Sicht von Oddo BHF noch auf Rücksetzer warten. Ein Rückgang der Aktienindizes um 5 bis 10 Prozent wäre eine Gelegenheit, langfristige Portfolios neu auszurichten und den Fokus stärker auf Sektoren und Unternehmen mit attraktiven zukunftsgerichteten Bewertungskennzahlen zu legen. Die Renditen von Staatsanleihen sind so hoch wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Die Finanzierungskosten für 10-jährige US-Staatsanleihen stiegen von 3,7 Prozent Mitte Juli auf über 4,8 Prozent in der zweiten Oktoberwoche. Im gleichen Zeitraum stiegen die Renditen von 10-jährigen deutschen Staatsanleihen von 2,2 Prozent auf 2,9 Prozent. Aus Sicht von Oddo BHF gibt es mehrere Gründe für den jüngsten Anstieg der Renditen: die Politik der Notenbanken, das Wirtschaftswachstum und starke Arbeitsmärkte, Inflationserwartungen und Laufzeitprämien. Eine sanfte Landung der Wirtschaft ist Voraussetzung für eine Neupositionierung in risikoreicheren Anlagen. Davon sind Oddo BHF-Chefstrategen Jan Viebig und Laurent Denize überzeugt. „Um dies zu erreichen, muss die Fed eine unterstützendere Geldpolitik verfolgen, was letztendlich Zinssenkungen bedeutet. Die jüngsten Entwicklungen haben jedoch die Chancen auf solche präventiven Zinssenkungen zur Verhinderung einer Rezession verringert. Aus unserer Sicht halten wir daher eine Untergewichtung von globalen Aktien im Vergleich zu Staatsanleihen in den nächsten 6 bis 12 Monaten weiterhin für angemessen. Die Auswahl geeigneter Anleihen bleibt dabei jedoch entscheidend.“