„Die BaFin erlaubt aktuell bereits Token-basierte Schuldverschreibungen, obwohl die zivilrechtlichen Grundlagen noch fehlen“, sagt Martina Hertwig, Partnerin und Wirtschaftsprüferin bei Baker Tilly sowie Mitglied des ZIA-Präsidiums. Ein Gesetzesentwurf befinde sich in Vorbereitung. „Die aktuelle Praxis der Erlaubnis von Schuldverschreibungen dient als eine Art Testlauf. Aktien und andere Wertpapiere werden später folgen. Derzeit genügt ein Wertpapierprospekt, der von der BaFin genehmigt werden muss, um ein elektronisches Wertpapier zu begeben.“
Die Tokenisierung von Immobilieninvestments könnte die Immobilieninvestmentmärkte rasch und umfassend verändern. Das bestätigen die Teilnehmer einer Pressekonferenz, die das Kommunikationsunternehmen Rueckerconsult unter Teilnahme des Beratungshauses Baker Tilly, der Immobilienfinanzierungsplattform iFunded und dem Bankhaus M.M. Warburg organisiert hat.
Die Vorteile einer Blockchain-basierten Übertragung von Eigentumsrechten bestehen anlegerseitig in der in Vergleich zu physischen Wertpapieren prinzipiell höheren Fungibilität bei zugleich kleineren Losgrößen. „Die Blockchain hat insbesondere für Plattformen mehrere Vorteile. Sie bietet höhere Sicherheit und führt zu einer Senkung der Transaktionskosten, da Intermediäre ausgeschaltet werden“, sagt Michael Stephan, Gründer und Geschäftsführer der iEstate GmbH. „Zudem eröffnen Security Tokens die Möglichkeit, an der Börse gehandelt zu werden. Und schließlich ist die Blockchain-Technologie eine wirklich globale Technologie, die es ermöglicht, weltweit Investoren anzusprechen.“
Die Einsparungen bei den Transaktions- und Vertriebskosten seien auch für die Anbieter von elektronischen Wertpapieren interessant. „Die Vorteile können beispielsweise an die Entwickler der Immobilien weitergegeben werden, so dass Provisionen für die Durchführung der Finanzierung geringer ausfallen als auf dem herkömmlichen Weg“, sagt Stephan. Zudem könnten Asset Manager, bei denen die Margen fortlaufend unter Druck stehen, über Security Token Emissionen auf entsprechenden Plattformen günstig neue Mittel von institutionellen oder privaten Investoren einwerben.
Auch Banken haben die Vorteile der Tokenisierung für ihre Kunden erkannt und stellen sich auf die neue Form von Investments ein. „Token-basierte Wertpapiere bieten weitreichende Vorteile aufgrund ihrer schnellen, flexiblen und kostengünstigen Übertragbarkeit“, sagt Jan Kühne, Leiter Digitale Strategien und Angebote bei M.M.Warburg & CO. „Die Technologie wird daher zu spürbaren Veränderungen im Wertpapierhandel führen. Für Banken bietet sich die Möglichkeit, sowohl Emittenten wie auch Investoren aktiv auf diesem Weg zu begleiten.“
Aktuellen Handlungsbedarf sieht die Politik derzeit vor allem beim Anlegerschutz. „Um Manipulationsmöglichkeiten zu vermeiden, sollen künftig nur regulierte und beaufsichtigte Akteure, beispielsweise Banken, die Register führen dürfen“, sagt Hertwig. „Unserer Einschätzung nach sind die technischen Risiken für Anleger eher gering. Das Augenmerk der Anleger sollte auf dem Investment und dem Asset selbst – also der Immobilie – liegen. Anleger sollten sich fragen, wie hier die Chancen und Risiken verteilt sind.“
Branchenvertreter sehen die aktuell größte Herausforderung entsprechend weniger in der Technologie als in den Rahmenbedingungen: „Wir wollen uns bewusst in einem regulierten Markt bewegen und ein Produkt schaffen, das von allen professionellen Marktteilnehmern akzeptiert wird. Dabei setzen wir neben BaFin-genehmigten Strukturen auch auf Luxemburger Vehikel“, sagt Stephan.
Weitgehende Einigkeit besteht hinsichtlich der Zukunftsaussichten der Tokenisierung von Immobilieninvestments „Wir sehen dem Trend mit positiven Erwartungen entgegen. Die Möglichkeiten von Token bedienen den Wunsch der Investoren nach liquiden Formen der Immobilieninvestition“, sagt Kühne. Für Stephan ist es daher auch keine Frage, „ob sich die Blockchain-Technologie als führende neue Technologie durchsetzen wird, sondern vielmehr wie schnell sich diese als Standard im Markt etablieren wird.“ Hertwig schätzt diesbezüglich: „In fünf Jahren werden mindestens zehn Prozent aller Wertpapiertransaktionen Blockchain-basiert abgewickelt.“ (DFPA/JF1)
Quelle: Pressemitteilung Rueckerconsult
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