Die jahrzehntelange Ära einer stabilen Weltwirtschaft ist zu Ende gegangen. Auf die „Great Moderation“ folgt nun die „Great Transformation“ mit mehr Volatilität, mehr Inflation und mittelfristig auch mehr Wachstum, wie eine Studie des Asset Managers Union Investment zeigt. Investoren müssen etablierte Anlagekonzepte auf den Prüfstand stellen.
Laut der Studie droht der Wirtschaft, die in der „Great Transformation“ häufiger nahe an der Vollauslastung arbeiten wird, eine regelmäßige Überhitzung. Der klassische Konjunkturzyklus dürfte zurückkehren, zumal auch die Notenbanken dem Zyklus tendenziell etwas länger freien Lauf lassen als in den vergangenen Jahrzehnten. Neben erhöhten Schwankungen bei Wachstum und Inflation zeichnet sich eine höhere Volatilität auch bei Cashflows, Dividendenzahlungen, Gewinnen, beim Diskontsatz und in der Zinsstrukturkurve ab. „Die Planungssicherheit für Unternehmen, Staaten und Kapitalmarktteilnehmer sinkt“, prognostiziert Studienautorin Sandra Ebner, Senior Economist bei Union Investment.
Die erhöhte Makrovolatilität im Rahmen der „Great Transformation“ führt auch am Kapitalmarkt zu erhöhten Schwankungsbreiten, wie die Studie zeigt. Dies belegt eine empirische Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Volatilität diverser US-Wirtschaftsindikatoren und der Volatilität verschiedener Anlageklassen. Insbesondere bei Risikoanlagen wie Aktien, Unternehmensanleihen und Rohstoffen lässt sich ein Gleichlauf mit den Schwankungen der Makroindikatoren feststellen. Steigt am Kapitalmarkt die Volatilität, schwanken die erzielbaren Renditen stärker und fallen insgesamt geringer aus. Aktienanlagen generieren bei erhöhter Volatilität deutlich geringere Erträge als in Phasen niedriger und durchschnittlicher Volatilität. Das gilt auch für andere Risikoanlagen: Die Überrenditen des Credit-Marktes gegenüber Staatsanleihen fallen in Phasen niedriger Volatilität am höchsten aus.
Ein entscheidender Faktor für Renditen und Korrelationen ist der Ursprung der Kapitalmarktvolatilität, insbesondere bei der Diversifikation klassischer Aktien-Renten-Portfolios. Prägt die Aktienvolatilität das Umfeld, so funktioniere die Aktien-Renten-Korrelation gut: Anleihen seien dann in der Lage, Kursverluste von Aktien abzufedern. Geht die Volatilität jedoch von der Rentenseite aus, so gilt die Aktien-Renten-Korrelation nicht mehr. Anleihen tragen in diesem Fall nur noch geringfügig zur Stabilisierung von gemischten Portfolios bei.
Neben der Beimischung weiterer (Sub-)Assetklassen wie Rohstoffe, Infrastrukturaktien und inflationsgeschützten Anleihen sind vor diesem Hintergrund marktunabhängige Renditequellen (Alpha) besonders gefragt. Es empfiehlt sich gerade unter Diversifikationsaspekten, die Perspektive bei Multi-Asset-Ansätzen zu erweitern und Multi-Manager-Strategien einzubeziehen. Diese stellen eine Kombination verschiedener, zumeist unabhängiger Strategien in einem Portfolio dar. Dabei sei es wichtig, auch deren Korrelationseigenschaften mit den bereits vorhandenen Portfoliobausteinen zu berücksichtigen, denn andernfalls drohen negative Auswirkungen für das Gesamtportfolio, so die Studie.
„Multi-Manager-Strategien eignen sich im Regime der Great Transformation als Beimischung und können sowohl Diversifikationseffekte als auch neue Ertragsquellen in das Portfolio einbringen. Ein Blick auf ausgewählte Alternative Investments kann ebenfalls lohnenswert sein, weil auch sie zu einer besseren Risikostreuung beitragen können“, sagt Michael Herzum, Leiter Macro & Strategy bei Union Investment. (DFPA/JF1)
Die Union Asset Management Holding AG (Union Investment) mit Sitz in Frankfurt am Main ist der Anbieter für die Fondsvermögensverwaltung innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe. 4.273 Mitarbeiter betreuen 1.349 Fonds für private und institutionelle Anleger. Insgesamt vertrauen Union Investment über 5,7 Millionen Kunden ihr Geld an. (Stand der Zahlenangaben: 30. September 2022)