Der europäische Analystenverband (EFFAS) und der deutsche Verband der Finanzanalysten und Asset Manager (DVFA) haben gemeinsam ein internationales Kapitalmarktforum organisiert, das sich mit dem Thema „Europäischeitalmarktunion – Vision, Realität oder Utopie“ befasste. Etwa 70 Teilnehmer nahmen an dem eintgigen Forum teil um mit Rednern und Organatoren darüber zu diskutieren, wie man dieses abstrakte politische Konzept mit konkreten Maßnahmen füllen kann.
Thorsten Müller, Vorstandsvorsitzender der DVFA, kritisierte, dass seit dem Beginn des Projekts im Frühjahr 2015 unter Lord Hill nur wenig Fortschritte erzielt wurden. Die Unterschiede in Bezug auf die Breite und Tiefe der Kapitalmärkte zwischen Europa und den USA sowie Asien bestehen weiterhin. Besonders vor dem Hintergrund der Finanzierung von Digitalisierung und der Umstellung auf ein CO2-neutrales Europa sind dringende Maßnahmen erforderlich.
Als mögliche schnell umsetzbare Teilprojekte für einen harmonisierten europäischen Markt wurden hoch standardisierte Produkte wie Derivate sowie deren Clearing und Handel genannt. Eine breite Kapitalmobilisierung ist entscheidend für die Aktienmärkte, um mehr Neuemissionen anzuziehen. Einheitliche Dividenden- und Gewinnbesteuerungen könnten hier unterstützend wirken. Zudem wurde die Einführung einer kapitalgedeckten Rentenversicherung gefordert.
Schweden mit seinem „AP7 Programm“ gilt als Best Practice in Europa für eine kontinuierliche Kapitalzufuhr an die Aktienmärkte. Es wurde betont, dass eine verstärkte Verbriefung von Mittelstandskrediten notwendig ist, um die Fremdkapitalfinanzierung über den Kapitalmarkt zu erleichtern. Die Akkreditierung von SCOPE Ratings als erste europäische Ratingagentur durch die Europäische Zentralbank wurde positiv hervorgehoben.
Das Kapitalmarktforum von EFFAS und DVFA zeigte auf, dass viele Bausteine für eine Kapitalmarktunion vorhanden sind und nun nach der Neuwahl des Europa-Parlaments konsequent von der EU-Kommission umgesetzt werden müssen.