Mit dem neuen Inflationsziel hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre ultralockere Geldpolitik gefestigt und damit die Baufinanzierungszinsen wieder sinken lassen. Die US- Notenbank Fed steht dagegen vor einer Straffung ihres Kurses: Hohe Inflationsraten und solide Arbeitsmarktzahlen sprechen für ein baldiges Zurückfahren des massiven Anleihekaufprogramms. Auch in Deutschland steigt die Inflation. Darauf weist der Baufinanzierungsvermittler Dr. Klein Privatkunden in einem aktuellen Zinskommentar hin.
Die Zinsen für die Immobilienfinanzierung haben sich in den vergangenen Wochen wieder leicht abwärts bewegt. Laut Dr. Klein fangen die günstigsten Angebote für zehnjährige Darlehen von überregional agierenden Kreditinstituten schon bei 0,56 Prozent an, einzelne regionale Banken liegenmit 0,36 Prozent (Stand 25. August 2021) sogar noch darunter. Dass die Konditionen für Immobilienfinanzierungen gesunken sind, führt Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender von Dr. Klein, vor allem auf die im Juli verkündete neue EZB-Strategie zurück: „In der ersten Jahreshälfte sind die Baufinanzierungszinsen leicht gestiegen – bedingt durch die Corona-Impfkampagne und positive Konjunkturaussichten. Diesen vorsichtigen Aufwärtstrend hat die EZB mit der neuen Formulierung des Inflationsziels erst einmal abgewürgt. Denn damit hat sie den Märkten zu verstehen gegeben, dass sie auch bei Inflationsraten jenseits von zwei Prozent den eingeschlagenen Pfad des Gelddruckens nicht so bald verlassen wird.“
Dieser Effekt halte Neumann zufolge auch noch für die nähere Zukunft an: eine Seitwärtsbewegung auf diesem niedrigen Niveau lasse Käufern genug Puffer, die Finanzierung in Ruhe zu planen. Sofern sie nicht von Verkäufer-Seite unter Zeitdruck stehen. Auch der mittelfristigen Zinsentwicklung sieht Neumann gelassen entgegen: „Der Druck auf die EZB durch die steigende Inflation wird zunehmen. Die EZB wird aber weiter für ein künstlich niedriges Zinsumfeld sorgen, so dass zwar auch wieder höhere Baufinanzierungszinsen möglich sind, aber mit einer nur flauen Dynamik und geringem Aufwärtspotenzial.“
In den USA rechnet Neumann damit, dass die Fed ihre Anleihekäufe noch in diesem Jahr drosseln wird. „Die Entscheidung wird sich aber nicht spürbar auf die europäischen Finanzmärkte auswirken, denn die erwarten diesen Schritt und haben ihn bereits eingepreist. Auch als Signal an die EZB wird sie nicht fungieren, dafür findet die EZB noch zu unsichere wirtschaftliche Bedingungen im Euro-Raum vor.“ Die Ankündigung, Anleihekäufe zurückzuschrauben, geht den ersten tatsächlichen Reduktionen voraus. Bis die Kaufprogramme beendet sind, vergeht in der Regel ein Jahr. Erst anschließend ist auch die Erhöhung der Leitzinsen möglich. (DFPA/TH1)
Quelle: Zinskommentar Dr. Klein
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